Gold und Silber erkämpft
Sehr erfolgreich kehrten die Karateka von Blau-Weiß Frankfurt als Mitglieder des deutschen Nationalteams von den Shotokan-Weltmeisterschaften aus New York heim. Kathrin Hunger (Damen) erkämpfte Silber und Frank Herrmann (Ü 40) holte Gold.
Es sollten laut großspuriger Ankündigungen seitens des Veranstalters die größten und am besten organisiertesten Weltmeisterschaften der Japan Shotokan Karate Association (JSKA) werden. Doch die Worldcups 2001 in Lübeck mit 1000 Teilnehmern und 2003 in Südafrika (1200 Aktive) wurden trotzdem nicht erreicht. Zu viele Pannen in der Organisation und ein grenzenloser Kommerz zu Lasten der Sportler schreckten viele der 150 eingeladenen Nationen ab. Gerademal auf 600 Teilnehmer kam man. Auch das deutsche Team zögerte lange mit seiner Anmeldung. Dank Sponsoren und Eigenbeteiligung war es den Frankfurtern Kathrin und Sebastian Hunger sowie Frank Herrmann erst möglich, der Nominierung in die Nationalmannschaft zu folgen.
Vor Ort entpuppten sich die Rahmenbedingungen dieser WM ganz im Gegensatz zur professio- nellen Organisation in Pretoria mehr oder weniger als Mogelpackung. Schlechte Unterkünfte, unorganisierter Ablauf und amerikanische Fastfood-Verpflegung für viel Geld trübten die Stimmung der Sportler. Den i-Punkt setzte eine völlig überzogene Selbstdarstellung des USA-Teams.
Den Weltklasseleistungen durch die Wettkämpfer tat die schlechte Stimmung zum Glück keinen Abbruch. Alle machten aus der Situation das Beste und konzentrierten sich auf ihren Sport. Den Anfang machten die Ü40-Kämpfer mit vier deutschen Startern. Der Frankfurter Frank Herrmann erhoffte sich nach Bronze in Pretoria (2003) einiges, überzeugte durch einen fehlerlosen Kata-Auftritt, siegte vor einem Brasilianer und Andreas Flindt aus Bad Schwartau. Beim Kumite scheiterte Herrmann in der Vorrunde an einem Briten. Mit dem Hamburger Martin Krauß holten sich die Deutschen aber auch hier den WM-Titel. Da das Katateam gleich beim ersten Auftritt patzte, kam Frank Herrmann auch hier über die Vorrunde nicht hinaus.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Vorkämpfe der Frauen und Männer. Insbesondere die deutschen Frauen konnten überzeugen. In der Kategorie Kata holte Danny Beckmann (Hannover) Bronze. Die Frankfurterin Kathrin Hunger setzte mit einer Klasseleistung noch eins drauf, verlor jedoch knapp das Finale und wurde mit Silber hinter Danny Sadok (USA) belohnt.
Das Katateam um Kathrin konnte verletzungsbedingt nicht starten. Weltmeister wurde dafür das zweite deutsche Team vor der Schweiz und den USA. Im Kumite überstand nur Eileen Fellwock (Prenzlau) die Vorrunde. Im Halbfinale, das sie gewann, verletzte sie sich am Fuß. Trotzdem besiegte sie die Finalgegnerin aus der Schweiz und holte den vierten Titel für Deutschland. Sebastian Hunger startete bei den Männern sehr gut mit seinen Kata-Vorführungen und kam zumindest in die Runde der besten zehn Starter. Im Kumite verlor er seinen überlegen geführten Kampf gegen einen US-Amerikaner, der ganz offensichtlich durch die Kampfrichter bevorteilt wurde. Keiner der acht Deutschen kam über die vierte Vorrunde hinaus. Die starke Männer-Konkurrenz wurde durch den überragend und spektakulär kämpfenden Ricardo Golina aus Mexiko beherrscht, der somit nach Lübeck 2001 zum zweiten Mal den WM-Titel holte.
Auch bei den Kumite-Teams beherrschten die Mexikaner das Geschehen entscheidend mit, scheiterten jedoch an Serbien in einem spannenden Finale. Die Serben waren es auch, die dem Kumiteteam mit Andreas Heilemann (Magdeburg), Sebastian Hunger und Frank Herrmann gleich in der ersten Vorrunde das Aus bereiteten. Das zweite Kumite-Team aus Deutschland hatte mehr Glück und wurde Dritter. In der Kategorie Kata gelang nur Jan Matalla (Ludwigslust) mit Bronze der Sprung auf's Treppchen.
Insgesamt können die Deutschen mit je viermal Gold und Bronze sowie einmal Silber auf eine erfolgreiche WM zurückblicken. Insbesondere die Frankfurter freuten sich darüber, mit Gold (Frank Herrmann) und Silber (Kathrin Hunger) einen entscheidenden Beitrag dazu beigetragen zu haben. Nachholebedarf gibt es bei den Oderstädtern insbesondere im Kumite, soll weiterhin in der Weltspitze mitgekämpft werden. Doch ist man bereits auf einem guten Weg.
Nächster großer Höhepunkt für den Frankfurter Karate-Verein wird der Besuch von Großmeister Abe aus Japan an der Oder sein. Der genaue Termin steht aber noch nicht fest.
Artikel der Märkischen Oderzeitung vom 31. Juli 2006