Bereits zum sechsten Mal ist es der Karateabteilung vom SV Blau Weiß Frankfurt(Oder) gelungen, den Chief-Instructor der WTKO (World Traditional Karate Organisation), Richard Amos, begrüßen zu dürfen. Rund 120 Teilnehmer aus Dessau, Berlin, Schwerin, Neubrandenburg, Magdeburg, Leipzig und Frankfurt(Oder) kamen zu seinem 3- tägigen Seminar, um die einzigartige Didaktik des Meisters zu erleben und von seinem fundamentalen Wissen und Können zu profitieren.

Gleich zu Beginn legte Amos-Sensei am Freitagabend den Grundstein für das gesamte weitere Training. Schwerpunkt waren nicht die Techniken an sich, sondern die Prinzipien und Komplexität der Bewegung. Was bei Amos-Sensei geradezu spielerisch und leicht aussah, bedeutete für die Trainierenden sehr viel Arbeit und Konzentration. Sogar beim vermeintlich einfachen Gohon-Kumite (Fünf-Schritt-Kumite) konnten nicht nur die Anfänger etwas lernen. "When your level in Karate goes up, you add more and more things. You start with the basic, the shape. Over time you will add more and more things, depending on your understanding. Breath, suppleness, musclecontrol. But never forget the basic. Otherwise your training becomes ineffective." {Wenn euer Niveau im Karate steigt, fügt ihr mehr und mehr Dinge hinzu. Ihr beginnt mit den Grundlagen, der Form. Mit der Zeit kommen immer mehr Dinge hinzu je nach eurem Verständnis (Atmung, Geschmeidigkeit, Muskelkontrolle). Aber vergesst nie die Grundlagen. Ansonsten wird euer Training ineffektiv.} Dies wurde schnell erkennbar als Amos-Sensei darstellte, wie man vom Gohon-Kumite auf den Freikampf schließen konnte und umgekehrt. Die Logik hinter seinen Erklärungen war wie gewohnt einfach und genial zugleich. Den Teilnehmern wurde immer wieder bewusst gemacht, wie sie ihre Feinmotorik in den Bewegungen trainieren können und müssen. Dabei faszinierte er die Teilnehmer mit Abwechslungsreichtum und höchster Kontrolle in seinen eigenen Bewegungen.

Er mahnte wiederholt, dass man im Karate nie in Routine verfallen darf. Sie ist der "Tod" des Karateka. Amos-Sensei verdeutlichte dies z. B. beim Üben der Heian-Shodan. Zunächst übten die Karateka die Kata ganz normal. Schwer fiel bereits das Rückwärtslaufen der Kata. In einer Übung, bei der die Teilnehmer bei "Ichi" die Techniken der Kata vorwärts und bei "Ni" sofort rückwärts ausführen sollten, wurde schnell klar, wo die Defizite liegen. Ziel dieser Übung war: "You are thinking and anticipating too much. Your mind should be loose and open. React to my count, not to your mind." {Ihr denkt und ahnt zu viel voraus. Euer Geist muss gelöst und offen sein. Reagiert auf mein Zählen, nicht auf das was ihr denkt.} Damit wurde deutlich, wie unsere Techniken von unserem Denken bestimmt werden. Amos-Sensei kritisierte, dass man die Technik im Karate ab einen gewissen Punkt sogar nur noch "zerdenkt". Man muss sein Körpergefühl für sich selbst entdecken und entwickeln sowie die Technik mit seinem Körper erleben, statt sie sich nur vorzustellen. Es war für die Teilnehmer schon geradezu frustrierend, wie sie immer wieder in alte fehlerhafte Muster zurückfielen. Amos-Sensei tröstete, dass das ganz natürlich sei. "Fehler helfen uns zu lernen und zu wachsen. Durch sie können wir uns das Ziel setzen besser zu werden." Über den ganzen Lehrgang entwickelte Amos-Sensei so und so ähnlich mit einfachen und anspruchsvollen Übungen mit und ohne Partner das Bewusstsein und die Wichtigkeit der Achtung des Körpergefühls bei den Teilnehmern. Es wurde deutlich, wie viel man lernen kann und das der "Weg" im Karate sehr lang ist.

Ein weiterer Höhepunkt des Lehrganges war das Training der Kata und des Bunkais der Gojushiho-Dai. Hier wurde anhand der einzelnen Technik klargestellt, wie komplex jede Bewegung ist und wie man mit Hilfe verschiedener Übungen mit und ohne Partner ein Bewusstsein hierfür entwickeln muss.

Für den krönenden Abschluss sorgte Amos-Senseis Ehefrau Yanti. Als bekannte Yoga-Lehrerin in New York sorgte sie durchaus für Entspannung der Teilnehmer. Dennoch fiel es den Teilnehmern nicht unbedingt leicht, der Körperspannung und -entspannung die entsprechende Kontrolle zu verleihen. Auch Yoga will erst einmal erlernt sein. Gerade für die Kinder stellten die Übungen eine Herausforderung dar, die auf sehr viel Begeisterung stieß.

Gefühlt endete der Lehrgang mit Richard und Yanti Amos am Ende viel zu schnell. Mit neuen Anregungen für das eigene Training verabschiedeten die Teilnehmer Richard Amos. Er sagte bereits zu, schon im August zu einem weiteren Lehrgang anzureisen. Teilnehmer aus anderen Dojos sind wie immer herzlich dazu eingeladen, diesen didaktisch einfach genialen Karatelehrer selbst zu erleben.