Am 30.06.2011 fuhren die Karateka aus Frankfurt (Oder) wieder ins norwegische Fredrikstad um dort wie bereits im letzten Jahr einen anspruchsvollen und intensiven Lehrgang zu erleben. Mehr als zweihundert Karateka aus Japan, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Irland, Holland, Schweiz, USA, Deutschland und Dänemark nahmen in diesem Jahr daran teil.

Die Trainer unterrichteten abwechselnd eine der drei Klassen. Bereits das erste Training unter Aidan Trimble (GB) stellte hohe Ansprüche an simple Bewegungen. Während des gesamten Lehrgangs konzentrierte er sich auf den richtigen Einsatz der Hüfte. So führte er den Teilnehmern deutlich vor Augen wie der richtige Einsatz der Hüfte einen bei Partnerübungen schnell und sicher von einem Angreifer entfernen kann. „A little change of distance makes a big difference!“ („Eine kleine Änderung der Distanz macht einen großen Unterschied!“) Mit spielerischer Leichtigkeit und einem beinahe schelmischen Lächeln platzierte er danach seine Konter oder Würfe. Seine lockere und natürliche Art motivierte die Karateka zu mehr Leistung.

Ähnlich trainierte auch Richard Amos (USA), Weltverbandschef der WTKO (World Traditional Karate Organization). „Befeore we start with the training we have to oil our joints.“ („Bevor wir mit dem Training anfangen müssen wir unsere Gelenke ölen.“) mit leichten Übungen stimmte er die Karateka auf sein Training ein. Während seiner Einheiten stellte er besonders die Selbstkontrolle und Selbstbetrachtung in den Mittelpunkt. „Watch yourself from a high position and ask yourself: is that correct?“ („Betrachtet euch von einer hohen Position und fragt euch selbst: ist das richtig?“). Einfache Techniken wurden oft wiederholt um das richtige Gefühl dafür zu entwickeln. Gerade dadurch erreichte sein Training eine beeindruckende Tiefe.

Anders hielt es Scott Langley (Irland). Während seines Katatrainings erwartete er die beste Leistung der Sportler. „Is this the best technique you have?“ („Ist das die beste Technik die ihr habt?“) er legte den Sportlern nahe jede Bewegung extrem zu trainieren, um die maximalen Erfolge zu erreichen. Der Körper ist eine Einheit, so Langley, die wir zu kontrollieren immer wieder lernen müssen. Neu in seinen Einheiten war das Tabata- Training. Diese Trainingsmethode wurde gezielt für kurze und intensive Übungen entwickelt. Dabei werden acht Übungen in vier Minuten absolviert. Zwanzig Sekunden lang wird der Körper voll belastet, zehn Sekunden ruht er sich bis zur nächsten Übung aus. Ziel dieser Einheiten ist es die Sauerstoffzufuhr in den Körper zu steigern. Mit einem Lächeln fragte Langley „And? How are you guys?“ („Und? Wie geht es euch Leute?“)

Auch Tom Kompiers, der wegen einer Verletzung sein letztes Seminar in Frankfurt (Oder) absagen musste, hielt sich nicht zurück. Mit einem fröhlichen Lächeln steckte er die Karateka bei seinem Beintraining förmlich an. Hohe Präzision und eine gute Beherrschung der Technik bildeten den Kern seiner Einheiten. Es wurden mit den Partnern Übungen erarbeitet, die sich hervorragend für das eigene Training mit allen Altersklassen eignen. Besonders hervorzuheben sind seine Kraftübungen.  Ähnlich wie Langley arbeitete er mit kleinen dafür längeren Übungen daran die Beinkraft der Sportler gezielt aufzubauen. Dieses Prinzip behielt er während des gesamten Lehrgangs bei.

Neu in diesem Jahr waren die „Open classes“ („Offene Klassen“). Die Trainer gaben den Karateka die Möglichkeit in drei solcher Klassen ihren persönlichen Schwerpunkten zu widmen. Unter der Leitung von Tom Kompier konnte Kata und unter Aidan Trimble Kumite trainiert werden. Die dritte Klasse war die „Instructorclass“ („Trainerklasse“). Richard Amos übte dort mit den Trainern an neuen Trainingsmethoden und gab neue Anregungen für das eigene Training.

Jedoch sorgten nicht nur das Training und die herausragenden Trainer für eine angeregte Stimmung. Während der gemeinsamen Abende traf man sich mit Bekannten aus den vergangenen Jahren. Viele standen seit dem letzten Trainingslager miteinander in Kontakt, wodurch das Wiedersehen große Freude bereitete. Es wurde gegrillt, gelacht und gesungen. Aidan Trimble zeigte, dass seine Stimme seit dem letzten Jahr nichts von ihrem Können verloren hat.

Ein Camp mit einem wiederum sehr beeindruckenden  Training und viel Spaß ging einmal wieder viel zu schnell zu Ende. Aber mit einem guten Gefühl, neuen und alten Anregungen und der Vorfreude aufs nächste Jahr verließen die Karateka Fredrikstad.

Kenny Höber