Bereits zum 4. Mal seit 2010 konnten die Frankfurter Karateka vom SV Blau Weiß Frankfurt(Oder)e.V. den Chief- Instruktor der WTKO (World Traditional Karate Organisation), Richard Amos, zu einem Lehrgang in Frankfurt(Oder) gewinnen. In der Karateszene genießt der 49-jährige Richard Amos einen exzellenten internationalen Ruf. Nachdem er bereits als 23- Jähriger als Mitglied der Nationalmannschaft Großbritanniens viele Turniererfolge innerhalb Europas verbuchen konnte, ging er in die Zentrale des Weltverbandes der Japan- Karate- Association (JKA). 10 Jahre lang waren Legenden wie Asai, Yahara, Enoeda, Abe und Kagawa seine Wegbegleiter. Das tägliche Training unter diesen Meistern formte ihn zu einem excelenten Könner der Materie. In der damals 50-jährigen Geschichte der JKA absolvierte er als 2. Nichtjapaner überhaupt die 3-jährige Intructorausbildung des Weltverbandes. Ihm kam darüber hinaus die Ehre zuteil, als Nichtjapaner in Tokio eine eigene Karateschule zu betreiben. Seit 2000 lebt er in New York. Die Frankfurter wurden mit ihm auf internationalen Meisterschaften und Lehrgängen bekannt.   Nach vielen Einladungen kam er erstmals im März 2010 an die Oder, um mit seinen Fähigkeiten und seinem Wissen als Karatelehrer das Karatetraining der Frankfurter noch weiter zu bringen.

Vor allem Übungsleiter und Trainer aus Schwerin, Berlin, Halle, Sülfeld, Ammern, Schwalmtal, Leipzig und Salzgitter zählten am Wochenende vom 30.3. bis zum 1.4. zu den rund 130 Teilnehmern des Lehrganges.  Einfach genial waren einmal mehr seine Trainingsmethoden und logischen Erklärungen zum Verständnis aller Schüler. Dabei bestach er nicht nur als Könner der Materie sondern vor allem durch seine sehr freundliche und charismatische Art. Geradezu spielerisch leicht zeigte er seine Übungen mit und ohne Partner und sorgte selbst bei den höheren Dan- Trägern für so manchen AHA- Effekt. Im Mittelpunkt des Lehrganges stand wie bei jedem Training die Beherrschung der Körpermitte und die Verbesserung des Körpergefühls bei allen Bewegungen im Kumite und Kata.

„…The fundamentalism of every move in karate is your core. That’s what you build up for your whole karate live. You should do this every day for some hours...” “...Der Grundstein jeder Bewegung im Karate ist euer Kern/Zentrum. Den baut ihr euer gesamtes Leben als Karateka auf. Das solltet ihr jeden Tag für ein paar Stunden tun...“

Um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, trainierten die Teilnehmer in der ersten Einheit intensiv Grundschultechniken. Nach wenigen Minuten zeigte sich, wie effektiv das Training der Grundlagen gestaltet werden kann. Amos legte besonderen Wert auf „eine Verbindung im ganzen Körper“. Das heißt, dass alle Muskelgruppen die an den Bewegungen beteiligt sind, bewusst und effizient eingesetzt werden sollen. Ein Schlag kommt nicht nur aus dem Bizeps und Trizeps, sondern maßgeblich aus der Hüfte. Rücken- und Bauchmuskeln bilden dabei die Brücke zum Oberkörper, mit deren Hilfe die Techniken eine neue Stufe der Kraft und vor allem der Lockerheit erhalten. Auf sehr amüsante Weise zeigte er, dass dieses Prinzip auch im Alltag angewendet werden kann und entschloss sich zur Freude aller zu einem spontanen langsamen Walzer mit einer jungen Teilnehmerin. Anschließend fand das Gelehrte im Training der Tekki- Kata seine Anwendung. Auch hier gab er neue Impulse, um das Training  noch begreiflicher zu machen.

Am Samstag nutzte Amos die Kata Heian Shodan als sehr interessante Trainingsmethode, um die gefährliche Routine im Karate zu bekämpfen.

„You have to free your mind. Don’t concentrate on just one technique. You have to be able to do every technique in every situation.” (“Ihr müsst euren Kopf frei machen. Konzentriert euch nicht nur auf eine Technik. Ihr müsst jede Technik in jeder Situation ausführen können.“)

Führt man eine Bewegung tausend Mal auf dieselbe Art und Weise aus, denkt man nicht mehr darüber nach und das gerade im Bereich Kata. Die Teilnehmer sollten deshalb in den festen Bewegungsablauf einer Kata zusätzlich einfache Techniken integrieren, die nicht in der Kata enthalten sind. Es wurde schnell deutlich, dass viele Techniken einfach nur noch „gestellt“ wurden. Das heißt, die Hüfte war nicht richtig einsatzfähig und konnte damit auch nicht für starke Techniken benutzt werden. Allen wurde bewusst, dass Karate nicht nur den Körper, sondern auch immer wieder den Geist für ein optimales Training fordern muss.