Masao Kagawa wurde 1947 geboren. Während seiner Ausbildung zum JKA-Instructor im Honbu Dojo in Tokyo trainierte er vor allem bei Yoshiharu Osaka und Mikio Yahara. In seiner aktiven Wettkampfphase belegte er sowohl im Kumita als auch in Kata hervorragende Erst-, Zweit- und Drittplatzierungen bei den JKA All Japan Karate Championships und bei zahlreichen internationalen Meisterschaften.

Nachdem Tetsuhiko Asai 2006 verstarb nahm Masao Kagawa seinen Platz als oberster Instructor und Prüfer der Japan Karate Shotorenmei (JKS) ein. Dort ist er als Technical Director tätig. Des Weiteren ist er zusammen mit Hideo Yamamoto Cheftrainer des Nationalteams der Japan Karate Federation (JKF) und lehrt Karate an der Teikyo Universität in Tokyo.

Am späten Montagnachmittag begann das Training mit Masao Kagawa in Berlin. Mehrere hundert Karateka aus allen Verbänden und Stilrichtungen nahmen an diesem Lehrgang teil.

Viele erwarteten ein außergewöhnliches Training mit anspruchsvollen Kombinationen und neuen Übungen. Doch Sensei Kagawa fokussierte sich auf die Basis des Karate: Hüfttraining und starke Stellungen. Einfache, effektive aber vor allem intensive Übungen stellten den Inhalt seiner Einheit dar. Sowohl mit den Anfängern als auch mit den höher Graduierten trainierte er Zenkutsu Dachi (Vorwärtsstellung). Durch tiefes Stehen und Kraftübungen wurde vielen schnell wieder bewusst, wie wichtig es ist die Basis des Karate ständig zu wiederholen. Sensei Kagawa beeindruckte die Teilnehmer besonders, wenn er Partnerübungen vorführte. Seine Dehnung, Gelenkigkeit und Kraft verschlugen vielen Karateka die Sprache. Als Partner stand ihm dabei unser Patrick Herrmann zur Verfügung, der aufgrund seiner sehr guten Japanischkenntnissen außerdem für die Übersetzung sorgte.

Nicht nur Kihon (Grundschule) sondern auch Kata (Übungsform) bildeten den Schwerpunkt dieser Einheit. An Nijushiho („24 Schritte“) erklärte er das Prinzip der Lockerheit im Oberkörper und der Beinkraft. Auch seine Anwendungen für diese Kata waren nicht nur Beispiele zur Verteidigung, sondern auch für ein anstrengendes Krafttraining mit einem Partner.

„A Kata is not only used for defense. We have to look at it abstractly and try to find different movements and applications for a single technique.” („Eine Kata wird nicht nur zur Verteidigung genutzt. Wir müssen sie abstrakt betrachten und versuchen verschiedene Bewegungen und Anwendungen für eine Technik zu finden.”)

Damit endete die erste Einheit für die Teilnehmer. Am Abend fanden sich viele noch zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen.

Am Dienstag fanden sich die Trainer der einzelnen Vereine zu einem Sondertraining mit Kagawa Sensei zusammen. Auch hier wurde großes Augenmerk auf Kihon und Kata gelegt.  „Beginners work with strong and powerful techniques. The longer one but karate training, the looser must come the movements.“ („Anfänger arbeiten mit starken und kraftvollen Techniken. Je länger man jedoch Karate trainiert, desto lockerer müssen die Bewegungen kommen. “). Gerade daran sollten die Trainer in ihren Dojos arbeiten. Nicht nur mit den Schülern, sondern auch für sich selbst. Kagawa Sensei zeigte viele Übungen die sich sehr gut ins eigene Training übertragen lassen, aber vor allem anderen unterstrich er erneut die Prinzipien und Wichtigkeit der Hüftkraft und guter Beinarbeit. Sie sind das Essenzielle im Karate und ermöglichen einem auch im hohen Alter noch zu trainieren.

Warum diese Prinzipien so wichtig sind wurde besonders im Katatraining deutlich. In jeder Heian-Kata („friedvoller Geist“) fanden sie sich wieder und veränderten sich nicht ein bisschen. Dies sind die ersten fünf Katas die im Karate gelehrt werden und die die einen im gesamten Training begleiten. Es war überraschend wie viel Energie man noch in ihnen entwickeln kann, wenn man den Anweisungen Kagawa Senseis folgte.

Damit endete eine gute Trainingseinheit und sorgte für Vorfreude auf die nächste. Denn Kagawa Sensei legte den Trainern nahe diese Prinzipien nicht der Routine zu überlassen, sondern sie immer und immer wieder bewusst zu wiederholen.

Bevor die letzte Einheit begann, boten Mitglieder des berliner Karatevereins eine Vorführung im Kobudo dar. Die Holzschwertübungen waren interessant anzusehen und boten einen guten Auftakt für das Abschlusstraining.

Auch hier legte Kagawa Sensei den Karateka ein wichtiges Prinzip nahe: „Keiko“ („bewusstes lernen“). In jeder seiner Übungen sollten die Sportler auf die zentralen Aspekte und Schwerpunkte Wert legen. Somit wurden einfachste und routinierte Techniken nicht nur zum körperlichen sondern auch zum mentalen Training. Sich immer wieder auf jede Bewegung neu zu konzentrieren und diese zu verstehen stellte für jeden in den eineinhalb Stunden eine Herausforderung dar.

Im letzten Teil des Seminars wurde ausschließlich Kumite trainiert. In diesem Bereich baute Kagawa Sensei gezielt eine Übung auf. Am Anfang wurde sehr auf die Form geachtet. Doch zunehmend wurden die Bewegungen freier und lockerer. Jeder Angriff und jede Verteidigung gewannen dadurch nicht nur an Präzision, sondern auch an Geschwindigkeit und Härte.

Viele merkten für sich, wie viele Möglichkeiten im Karate stecken. Aber vor allem welche Faszination dadurch von dieser Kampfkunst ausgeht.

Nach dieser Einheit endete das Seminar mit Sensei Masao Kagawa. Es bot viele Anreize für das eigene Training und verdeutlichte jedem, wie wichtig es ist, niemals in Routine zu verfallen und die Basistechniken und Prinzipien zu trainieren. Kagawa Sensei versprach auch nächstes Jahr wieder ein Seminar in Deutschland zu geben, worauf sich alle Karateka jetzt schon vorbereiten.

Mehr Infos und Bilder unter www.jkd-shotoha.de.

Kenny Höber