In der Zeit vom 20. bis 22. März 2015 fand der 9. Lehrgang mit dem Chief Instructor des Weltverbandes World Traditional Karate Organization (WTKO) Richard Amos Sensei in Frankfurt (Oder) statt. Rund 130 Karateka aus Magdeburg, Dessau, Berlin, Leipzig, Schwerin, Neubrandenburg, Neuruppin, Frankfurt (Oder) und sogar 9 Teilnehmer aus Amsterdam nahmen die Gelegenheit wahr, um vom Wissen und Können des Meisters zu profitieren.

Schon am Freitagabend versprach das Training wieder ein unvergessliches Erlebnis zu werden. Großen Wert legte Richard Amos auf die Grundlagen des Kihon in Verbindung mit dem Kumite. Schritt für Schritt verdeutlichte er, wie wichtig das Basistraining ist. Schwerpunkt war das Zusammenspiel des Körpers mit den Gliedmaßen in einer Bewegung als Einheit zur gleichen Zeit. Darauf aufbauend wurden die einzelnen Bewegungen im Kumite separiert und in der Arbeit mit dem Partner gedrillt. Die Übungen waren so gestaltet, dass es die Chance des Gelingens ausschließlich bei korrekter Koordinierung der einzelnen Bewegungen des gesamten Körpers gab. Physis und Geschwindigkeit reichten einfach nicht aus. Bei gleichzeitiger Ausführung von Block und Kontertechniken wurde großer Wert darauf gelegt, dass man sich immer auf den Konter mehr zu konzentrieren hat, wenn diese Art zu Kämpfen erfolgreich umgesetzt werden will. Mit einer geradezu spielerischen Leichtigkeit zeigte er immer wieder seine Übungen und verblüffte einmal mehr mit genialen Trainingsmethoden.

Beim Katatraining mahnte Richard Sensei, dass sich jeder neben den Techniken immer auch die Bedeutung der Kata verinnerlichen muss. Der Name legt eine Grundstimmung fest, ähnlich wie in einem Gedicht, das man mit seinen Techniken vortragen muss. Jede Technik der Bassai Dai ("Sturm auf die Festung"), selbst die Zwischenbewegungen, interpretierte Amos als Angriff auf einen Gegner. Er erklärte so bildhaft Aspekte der Kata, dass sie nicht mehr wie eine Abfolge von Bewegungen wirkte, sondern wie ein realer Angriff auf eine "Festung". Diese Schwerpunkte wurden dann mit dem Partner in Kampfsituationen geübt.

In ähnlicher Weise thematisierte Richard Sensei die Kata Nijushiho am Samstagnachmittag.

Den Höhepunkt des Tages bildeten die abschließenden Dan-Prüfungen. 3 der 7 Prüflinge bestanden ihre Prüfungen. Kathrin Hunger bestand erfolgreich ihre Prüfung zum 3.Dan. Den Samstagabend ließen die Teilnehmer beim gemütlichen Beisammensein im italienischen Restaurant ausklingen.

Die erste Trainingseinheit am Sonntag begann mit einem intensiven Kumitetraining mit eher ungewohnten Angriffs-, Block und Kontertechniken gegen 2 Gegner. Erst als die Teilnehmer die einzelnen Bewegungsabläufe verstanden, wurden diese zusammengeführt und in der Kata Kakuyoku (dt. Kranichflügel) Shodan von Tetsuhiko Asai geübt. Offene Hand- und Armtechniken, deren Bewegungen denen eines Kranichflügels nachempfunden sind, bilden den Hauptbestandteil dieser Kata. Dazu kommen Stellungsänderungen und Schwerpunktverlagerungen, die bereits in den Junro Kata geübt werden. Die Aufgabe am Ende des Trainings bestand darin, die Kata in Anwendung mit jeweils 2 Angreifern zu demonstrieren.

Den Abschluss des Seminars am Sonntagnachmittag bildete ein Jiyu Ippon Kumitetraining, das nochmals von allen sowohl geistig als auch körperlich alles abverlangte. Schwerpunkt hierbei war die Entwicklung einer unvoreingenommenen geistigen Haltung und die Verkürzung von Reaktionszeiten. Diese ist für eine angemessene und passende Reaktion unbedingte Voraussetzung, was die praktischen Übungen, bei denen er das Level Stück für Stück erhöhte, bewiesen.

Damit endete ein sehr intensives Wochenende mit Richard Amos von dem wir noch sehr lange zehren werden. Er verstand es nicht nur wegen seines technischen Könnens, sondern insbesondere aufgrund seiner charismatischen und freundlichen Ausstrahlung die Teilnehmer mitzureißen. Er hinterließ viele bleibende Eindrücke, vermittelte neue Anregungen für das Training und machte vor allem Lust auf mehr. Wir freuen uns schon jetzt auf ein nächstes Mal.

Frank Herrmann